Muskeln als Gesundheitsgeneratoren

In ihren Studien haben die Wissenschaftler:innen Lee et al. (2021) und Mancinelli et al. (2021) untersucht, welche Wirkung Myokine auf den Organismus von Säugetieren haben. Myokine sind Botenstoffe, die bei Bewegung und Kontraktion von Muskeln ausgeschüttet werden. Der Botenstoff Irsin steht dabei in direktem Zusammenhang mit einem aktiven Lebensstil und wirkt unter anderem Alterungsprozessen entgegen. Eine erhöhte Irsinausschüttung führt bei Mäusen zu einer Reduzierung der arteriosklerotischen Plaquefläche (entzündliche Einlagerungen z.B. in den Herzkranzgefäßen) um 40%. Weiterhin haben die Autoren Hinweise darauf gefunden, das Myokine die Ablagerung von bestimmten Eiweißstoffen im Gehirn reduzieren und damit Alzheimer vorbeugen.

Sport hat positive Effekte bei Patienten mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder ALS (amyotrophe Lateralsklerose). Auch hier wird ein Zusammenhang mit der Ausschüttung von Myokinen vermutet. Myokine wirken sich außerdem positiv aus bei Patienten mit krankhafter Abmagerung (Kachexie), Stoffwechselstörungen und chronischen Entzündungen. Zusammengefasst beeinflussen Myokine komplexe organübergreifende Prozesse wie Muskelaufbau, Stoffwechsel, Gefäßbildung und Immunreaktionen auf verschiedene physiologische oder krankhafte Zustände. Denn bei körperlicher Betätigung spielen Myokine eine Rolle bei der Regulierung des Transports von Immunzellen, der Entzündung und des Stoffwechsels.

Insgesamt sondert die Skelettmuskulatur mehrere hundert Myokine ab, die die Kommunikation zwischen dem Muskel und anderen Organen wie Fettgewebe, Bauchspeicheldrüse, Leber, Darm und Gehirn erleichtern. Bewegungstraining ist also eine Strategie zur Entzündungshemmung und Verbesserung des Stoffwechsels. Das kann dazu beitragen, das Risiko oder das Fortschreiten unter anderem von Krebs, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Erkrankungen zu verringern (Bay & Pedersen, 2020).

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